Die Erde ist überbevölkert, die Rohstoffe werden knapp, Umwelt und Wirtschaft kollabieren. Kann man da noch Kinder in die Welt setzen? Diese Frage stellt sich ein junges Paar, beide Ende zwanzig, beide gut ausgebildet, beide immer bemüht, das Richtige zu tun: Ihren Kaffee kaufen sie aus fairem Handel, ihr Müll wird akribisch getrennt, und über die Risiken der globalen Erwärmung sind sie bestens informiert. Aber offenbar ticken hier zwei ganz verschiedene biologische Uhren zugleich: die der überbevölkerten Erde und die ganz private einer jungen Frau mit Kinderwunsch. Was wird schneller Schaden nehmen, die Umwelt oder die Beziehung der beiden? – In einem raffiniert verschachtelten Dialog verhandelt der junge britische Autor Duncan Macmillan die großen Daseinsfragen von der Wiege bis zum Grabe. Von Panik über Euphorie bis zur Ernüchterung reicht die Bandbreite der Gefühle, die fast jeder aus eigener Erfahrung kennt.
F: Philine Bührer
M: Atef Vogel
Regie: Michael Lippold
Bühne und Kostüme: Michael Lippold
Prinz Regent Theater / Birgit Hupfeld
Dass Macmillans so wortreich wie gender-gerecht gesetzten Selbst-(ent)täuschungen nicht im dramaturgischen Nichts verglühen, liegt am Regiezugriff: Michael Lippold legt das Ringen Frau vs. Mann als Spiel der Existenzen in einer „Kampfzone“ an: Die Zuschauer sitzen um diese „Bühne“ herum, auf der sich nichts befindet außer die zwei Kontrahenten. Karger geht’s nicht, aber das steigert natürlich die Intensität. Philine Bührer und Atef Vogel eignen sich Macmillans hyperrealistische, gleichwohl künstlerische Sprache so souverän an, dass sie ohne weiteres dem Alltag entstiegen sein könnten. Noch in den feinsten Nuancen ihrer Gefühlsverwerfungen sind die beiden präzise, glaubhaft, präsent. Stark gespielt! (WAZ)
Es ist eine sehr reduzierte Inszenierung, die Michael Lippold für das Prinz Regent Theater entwickelt hat. Auf der Bühne, die an allen vier Seiten vom Publikum umgeben ist, stehen nur zwei Schauspieler. Es gibt keine weiteren Kulissen und – bis auf einen kurzen Moment zu Beginn und Ende des Stücks – keine Requisiten. Und das ist auch gut so. Denn der Text von Duncan Macmillan ist ein emotionaler Mahlstrom. Seine Sogwirkung steht und fällt mit den Leistungen seiner Schauspieler. (...) Dass sich eine potentielle Mutter derartig den Kopf über ihre vielleicht bald anstehende Schwangerschaft zerbricht, dass sie gar den CO²-Ausstoß ihres Kindes als Argument gegen eine Schwangerschaft ins Feld führt, ist eine Luxusüberlegung. An solchen Stellen verliert das Stück ein wenig seiner Wirkung, nicht aber die Inszenierung. Denn Lippold und seine Schauspieler bringen die Wucht und die Dramatik des Familienthemas so eindringlich auf die Bühne und in die Herzen der Zuschauer, dass man die Tendenz des Stücks zum Akademikertheater zu verzeihen bereit ist. Eine großartige Leistung. (Ruhr Nachrichten)