Ich hatte immer gedacht, dass Babys unter Stachelbeerbüschen gefunden werden, dass sie vom Storch gebracht werden. Sogar, dass wir durch das Wunder von Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt auf die Welt kommen. Nichts davon stimmt. Babys wachsen auf dem Müll und warten darauf, dass ihre Eltern sie finden.
Schutt – Michael und Michelle, Brüderchen und Schwesterchen, die nie gefunden wurden, weil niemand sie gesucht hat. Überlebenskünstler in einer lebensfeindlichen Umgebung. Sie erfinden sich und ihre Existenz immer wieder neu. Konkurrenten im Kampf um Liebe und Leben, versuchen sie, sich gegenseitig zu beseitigen, und sind dabei äußerst erfinderisch.
– Trink das, ist gut für dich.
– Was ist das?
– Bleiche.
– Bleiche?
– Wird dich umbringen.
– Will nicht umgebracht werden.
Michael: Tim-Fabian Hoffmann
Michelle: Johanna Wieking
Regie: Michael Lippold
Bühne und Kostüme: Michael Lippold
Licht, Musik: Simon Krämer
Assistenz: Bünyamin Atas, Jasmina Dittrich, Jan Ostkämper
Rottstr 5 Theater / SABINE MICHALAK
Das Lachen bleibt dem Zuschauer im Halse stecken, wenn die Geschwister Michael (Tim-Fabian Hoffmann) und Michelle (Johanna Wieking) mit kindlicher Begeisterung von ihren Eltern berichten – was sich im ersten Moment anhört wie ein liebevolles Familienleben, enttarnt zwischen den Zeilen seine Gewalt und seine Härte – und die unfassbare Einsamkeit, die es bei den beiden schürt. Regisseur Michael Lippold gelingt mit dieser Inszenierung ein Abend voll verzweifelter Energie und unbändigem Überlebenswillen. (...) Ein halsbrecherischer und bedrückend-komischer Abend. (Ruhr Nachrichten)
Regisseur Michael Lippold, der auch für die Ausstattung verantwortlich zeichnet, hat ein Bühnenbild geschaffen, welches sich ohne Umbaupause von einer Mülldeponie in ein leicht schäbiges, aber gemütliches Wohnzimmer verwandeln lässt. Auch hierin zeigt sich die Sehnsucht der Figuren, vielleicht doch in der Welt heimisch zu werden. Die beiden Figuren wachsen dem Zuschauer trotz ihres ruppigen Umgangs miteinander ans Herz. – Ein Theaterabend der besonderen Art. (Stadtspiegel Bochum)
Schutt lebt von der Sprachkraft des Textes, der konsequenterweise nicht logisch ist, sondern so vital und sprunghaft wie der Niedergang, den er beschreibt. Dabei gelingen Regisseur Michael Lippold bei aller Tragik urkomische Momente. Getragen wird das von Johanna Wieking und Tim-Fabian Hoffmann, zwei famosen Darstellern Neun Vorhänge! (WAZ)
Johanna Wieking als Michelle, ab und an ausgestattet wie eine Miss Piggy der Abfallwirtschaft, und mehr noch Tim-Fabian Hoffmann als Michael kitzeln in Michael Lippolds Inszenierung den zynischen Humor und die surreale, aber trostlose Atmosphäre des Stücks auf brillante Weise heraus und wissen mit ihrem suggestiven Spiel den Zuschauer in Atem zu halten. Auch szenisch macht Lippold den Sarkasmus und das Makabre der Vorlage deutlich. (...) Eine abgedrehte Geschichte aus den untersten Schichten des Prekariats, spannend inszeniert und suggestiv gespielt. Wer ausreichend hart gesotten ist, sollte diesen Abend nicht verpassen. (Theater Pur)