DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG

TIEF IN EINEM DUNKLEN WALD

Von Neil LaBute
Theater Bonn
Premiere: 6. Mai 2012


Ein Mann und eine Frau allein in einer einsamen Hütte, tief in einem dunklen Wald. Zusätzlich tobt draußen ein Gewitter. All das verheißt per se nichts Gutes - in einem Stück von Neil LaBute darf man erst recht gefasst sein auf Schauer, Thrill und Sünde. Doch die Dinge liegen immer anders, als sie zunächst scheinen: Was ist eigentlich wahr, und wie viel Wahrheit kann der Mensch ertragen? Mit einer meisterhaften Spannungsdramaturgie enthüllt LaBute Schritt für Schritt widersprüchliche Facetten der Vorgeschichte von Betty und Bobby. Nicht ohne Humor führt er uns auf falsche Fährten und lässt dabei nur ahnen, was die beiden eigentlich aneinander bindet.

Betty: Brite Schrein
Bobby: Günter Alt


Regie: Michael Lippold
Bühne und Kostüme: Julia Ries
Musik: Gregor Schwellenbach
Dramaturgie: Almuth Voß

THEATER BONN / THILO BEU

PRESSE

Was unter der Regie von Michael Lippold in knapp eindreiviertel Stunden ans Licht kommt, ist schlicht gruselig. „Wahrheit tut weh. Brennt wie Sau.“, ist ein Schlüsselwort in Neil LaButes Tief in einem dunklen Wald. (...) Es zieht den Zuschauer tief in das Innere eines brutalen, archaischen Konflikts, tief unter die Gürtellinie. Da spielen sich Verletzungen und Frustrationen ab, Bestätigung und Niederlagen. (...) Birte Schrein und Günter Alt geben alles, und das ist sehr viel. (...) Der Geschwisterkrieg mutiert zum Kriminalfall. (...) Michael Lippold liefert ein Wechselspiel von Schenkelklopfern und Gänsehaut. (Bonner Generalanzeiger)

Neil LaButes Kammerspiel lebt vom Thrill der sich immer wieder verzögernden Enthüllung, den die Schauspieler als spannenden Ringkampf um die Wahrheit zeigen, bei dem es letztlich nur Verlierer geben kann. (WDR 5 Scala)

Was LaBute nicht kann, macht Michael Lippold als Regisseur der deutschsprachigen Erstaufführung in der Werkstatt des Bonner Theaters: Er erzählt die emotionalen Zustände der beiden. Im Stück ist viel von Musik die Rede, von der Band U2. Also stellt Lippold einen Musiker auf die Bühne, der einen mal lärmenden, mal flirrenden Soundtrack vornehmlich aus U2-Derivaten entwirft. Dazu stromert Gregor Schwellenbach über die Bühne, als wäre er der tote Doktorand, legt sich aufs Bett wie eine Verheißung der Lust, umgarnt die Geschwister. Lippold verdichtet damit den Text, gibt ihm da Tiefe, wo manchmal nur Geschwätz ist. (Süddeutsche Zeitung, Egbert Tholl)

Michael Lippolds Bonner Inszenierung setzt einige Signale gegen den schlichten Realismus LaButes: Zwar zeigt die Bühne der kleinen Bonner Werkstatt die komplette Ausstattung einer Ferienhütte, aber nur als Fototapete (Ausstattung: Julia Ries). Zwar hört man getreu LaButes Regieanweisungen in den entscheidenden Momenten immer Donner und Regen, aber die Geräusche werden sichtbar auf der Bühne am Mikrofon erzeugt. Und auch die Radiomusik wird live gespielt: Der Gitarrist Gregor Schwellenbach liefert Improvisationen über U2-Themen und geistert zwischen den beiden Bühnenfiguren als für sie unsichtbares Gespenst herum. (Theater heute)