Wer spricht von denen, die übrig blieben? Die das Etzel-Gemetzel überlebten? Ute ist noch da. Ute, die Mutter von Kriemhild, von Gunther, Gernot und Giselher. Man weiß nicht viel von ihr, vielleicht noch, dass sie ihrer Tochter damals den berühmten Falken-Traum deutete. Danach aber ward nicht mehr viel von ihr gehört. Und gesehen schon gar nicht. – Die Uraufführung Ute, die Gute verschafft dieser Mutter aller Könige endlich den großen Auftritt. Starr und stark und scharfzüngig hat Ute (fast) alle überlebt. Im Versteck, in ihrem Bunker in Burgund. Man weiß nicht, wie lange sie dort schon ausharrt. Sie trinkt viel, Burgunderwein, natürlich. Und so könnte es ewig weiter gehen. Wenn nicht der Einmarsch der Hunnen drohte. Die alte Festung Europa steht nicht mehr, Worms, die letzte Bastion des Westens, ist umlagert vom Feind aus dem fernen Osten. Und nicht nur das. Auch in ihrem eigenen Reich will man Ute an die Wäsche. Denn sie hat etwas, das immer noch Begehrlichkeiten weckt: den Gürtel der Brunhild! Deren Gefolgsleute wollen das Allmacht verheißende Kleidungsstück um jeden Preis zurück. Doch nur Ute weiß, wo es sich befindet. Wird sie das Geheimnis mit ins Grab nehmen? Welche Rolle spielt der junge Diener, der Ute nicht von der Seite weicht? Und wie war das eigentlich damals wirklich, als Hagen Ute, nun ja, vor die Füße kotzte? – Ute, die Gute erzählt die nie zuvor gehörte Vorgeschichte allen Übels und das ungeahnte Ende aller Wormser Tage. In einer Nacht im Bunker spielt sich ein skurriles Psychodrama ab, rund um eine Frau, die von den Nibelungen mehr als ein Lied singen kann. Prost!
Eingeladen zum NRW Theatertreffen 2012
Nennung als Bestes neues Theaterstück in der Kritikerumfrage der Welt am Sonntag NRW 2011
Ute, Königin von Burgund: Karin Moog
Neidhard, ein Diener / Hagen von Tronje: Felix Lampert
König Etzel: Thomas Anzenhofer (Stimme)
Regie: Michael Lippold
Bühne und Kostüme: Michael Lippold
ROTTSTR 5 THEATER / Birgit hupfeld
Mit der guten Ute wird die Königin von Burgund ins 21. Jahrhundert katapultiert - inklusive Quarkmasken, Tetrapack-Wein und Global Players. (...) „Wo sind unsere Werte hin? Alle versenkt im Rhein“, stammelt Ute vor sich hin, während sie einen Rotweinverschnitt direkt aus dem Tetrapack hinunter stürzt. Dabei kreischt und zetert sie und flucht auf ihre Tochter Kriemhild, die sich mit dem Mongolen Etzel eingelassen habe. Nun steht Etzel vor den Toren Worms, um die Stadt mit seinen Mannen niederzutrampeln. (...) Gemeinsam mit Felix Lampert entstaubt Karin Moog das Nibelungenlied mit einer skurrilen und amüsant überzeichneten Darstellung der Anziehungskraft zwischen Hagen und Ute: Als sie sich kennenlernen, ist Ute bereits mit Hagens Bruder Dankrat, dem König von Burgund, verlobt. Zu mehr als schüchternen Annäherungsversuchen kommt es zwischen den Ute und Hagen deshalb nicht. (...) Utes hellseherische Fähigkeiten und das Ringen um ihren magischen Gürtel sind dabei nur der Liebe zum Original geschuldetes Beiwerk. Viel spannender sind die zwischenmenschlichen Spannungen, die Lippold in seiner Fassung des Nibelungenlieds herausgearbeitet hat. Das Publikum zeigt sich bei der Premiere begeistert und vor allem amüsiert von der guten Ute. (Ruhr Nachrichten)
Eine Mischung aus Groteske und Psychodrama über Ute, die Gute, eine Nebenfigur des Nibelungen-Epos, der Autor und Regisseur Michael Lippold mit viel Phantasie, sarkastischem Humor und Einfühlung eine eigene Geschichte gibt. (Die Deutsche Bühne)
Kein Zweifel, eine Diva, ein Star, nur etwas abgehalftert. Doch mit Grandezza erzählt sie fortan ihre Geschichte. Die von „Ute, Utilein, Muttilein, Mutti, Mutter“. Die des Muttertiers der Nibelungen. In Michael Lippolds Stück ist diese Geschichte verwoben mit einer verbotenen Liebesgeschichte mit Hagen von Tronje. (...) Karin Moog verkörpert in einem faszinierenden Parforce-Ritt diese Ute, mal in Rückblenden als junge Frau, dann als zynisch-gerissene alt gewordene Femme-Fatale. Ihr zur Seite Felix Lampert, der als ihr Diener Neidhart und als Hagen von Tronje eine Doppel(gänger)rolle absolviert. (...) Die übergroße Ute-Figur (hat) Autor und Regisseur Lippold an den Diven und mächtigen Frauenfiguren des 20. Jahrhunderts entlang gebaut. Die Knef, die Dietrich, Jackie Kennedy und sogar Carla Bruni stehen Pate. Das Leben von mythischen Figuren hat Glamour, Glamourstars neigen dazu, Mythen zu werden. Diesen Prozess bebildert diese Inszenierung bunt, grell und lustvoll. (...) Es macht viel Spaß den beiden zuzusehen, wie sie sich schauspielerisch fulminant durch Zeiten und individuelle Lebensalter bewegen, unterstützt durch Licht- und Sound-Stimmungen, die das Team der Rottstraße inzwischen virtuos auf die begrenzten Verhältnisse abgestimmt hat. Da scheint kaum mehr Spielraum nach oben. (...) Ute, die Gute, bekommt in ihrer Gruft mit den goldenen Kühlschränken am Ende Besuch von Etzel, doch die Diva ist längst woanders. Großer, sehr langer Jubel. (WAZ)