URAUFFÜHRUNG

DER EIGENE RAUM

Von Kristo Šagor
Regie: Kristo Šagor
Schauspielhaus Bochum
Premiere: 12. Oktober 2008
ROLLE: ICH (CHRISTIAN)

Christian steht in seinem Badezimmer. Die Wände sind blutverschmiert. Da klingelt es an der Tür. Christian wird besucht von denen, die er liebte. Oder heimgesucht? Welche Begegnung ist real und welche nur Erinnerung? Der eigene Körper ist der letzte Raum, nachdem alle anderen gegangen sind.

Mein Vater ist 1998 gestorben. Das war nach einer unglaublich behüteten Kindheit und Jugend wirklich der erste große Schlag in meinem Leben. Der Versuch, sich diesem Schmerz, dieser Angst zu stellen, ist sicher eine der Wurzeln des Textes. Dann wurde das Stück allerdings auch sehr schnell zu einer dramatischen und poetischen Konstruktion, zu einem Versuchsaufbau mit vielen fiktionalen Elementen. – „der eigene raum das ist das abschließbare bad. meine darmschläuche und ich.“ Der eigene Raum als Rückzugsort ist einerseits ein Kopfraum, wo alle möglichen Gedanken denkbar sind, wo Phantasien phantasierbar sind und wo man unbeschadet da sein kann, aber andererseits ein Ort, wo man unbesucht und unberührt in sich selber sitzt und sozusagen flapsig formuliert - im eigenen Saft schmort. Auch zum Unterwegssein gibt es im Text einen zentralen Satz: „unterwegs ist die größte anzunehmende entfernung.“ Das ist ein Satz, an den ich tatsächlich glaube. Wenn man sich von A nach B begibt, sind A und B jeweils behauste Orte, dazwischen aber ist man gewissermaßen obdachlos. Das sind für mich Transiträume, in denen man merkwürdig ortlos ist, was für die Psyche eine Bedrohung darstellt. Christian, der Protagonist, taumelt zwischen diesen beiden Zuständen hin und her. Er befindet sich zwar an einem Rückzugsort, aber indem er monologisiert, träumt er sich quasi weg in ein ungesichertes Land. Für mich wäre eine mögliche gedankliche Überschrift für das Stück auch Purgatorium, was ja auch ein Zwischenort ist; noch nicht Hölle oder Himmel, aber auch nicht mehr Erde. (Kristo Šagor)


Schauspielhaus Bochum / BIRGIT HUPFELD

PRESSE

Das Stück ist ein melancholischer Monolog eines einsamen „Übrigbleibers“ nach dem Tod des Vaters, der eigene Raum liegt darin im Kopf von Christian (Michael Lippold). Das Alter Ego des Autors und Regisseurs Šagor sitzt am Schreibtisch an einer Schreibmaschine aus dem vorigen Jahrhundert und tippt wie besessen, während ihn die Personen seiner Vergangenheit heimsuchen. (...) Es liegt ein schwebender, trauriger Ton über den Begegnungen, die eigentlich Rückzüge sind, denn Christian hat sich von der Welt losgesagt, ein isolierter Beziehungsloser, des eigenen Schmerzes überdrüssig, voller Weltekel: „du langweilst mich. mein schmerz langweilt mich.“ Tyrannisiert von eigenen Bildern und anderer Leute Vorwürfen, überfallen von Erinnerungen, verschanzt im eigenen Kopf. (taz)

Der eigene Raum führt in die Schreibstube des Dichters „Ich“ (genannt Christian), dessen Seelenverwandtschaft mit seinem Autor wohl beabsichtigt ist und von Michael Lippold mit viel Hingabe gespielt wird. (WAZ)

Michael Lippold spielt in der intimen Atmosphäre sehr intensiv diesen Typen, der wahrscheinlich die einzig reale Figur des Stückes ist. (Ruhr Nachrichten)