HAMLET

Von William Shakespeare
Regie: Friderike Vielstich
Theater Augsburg
Premiere: 15. Juni 1996
ROLLE: HAMLET

Halmet ist ein junger Mann, der zunächst vor dem System, dem Staat, den Eltern davonläuft, ins Exil geht, nach Wittenberg an die Universität. Die Ereignisse zwingen ihn zurück nach Dänemark. Hier wird er plötzlich mit einer Reihe von Problemen konfrontiert, denen er nicht gewachsen ist, weil er sich in einer Krise der Selbstfindung befindet. In einer Phase, die eigentlich Loslösung erfordert, wird er mit Erwartungen und Forderungen belastet, die ihn handlungsunfähig machen. Er ist nicht eine Figur, die aus dem Grübeln kommt, sondern aus dem Spiel. Hamlet wäre gerne der Narr, der sich dem Druck der Wirklichkeit und des Systems entziehen kann. Dies gelingt ihm nicht. Er braucht Monologe, um die Welt anzuhalten, um nicht handeln zu müssen. Er tritt so lange auf der Stelle, bis er begreift, dass er sich von seiner Kindheit trennen und erwachsen werden muss. Leider zu spät.


Theater Augsburg

PRESSE

Die Regisseurin hat mit dem ausgezeichneten Michael Lippold das genaue Psychogramm eines jungenhaften Mannes entworfen, der das Ränkespiel aller Menschen verachtet, aber von sich selbst sagt: „Reden will ich nur Dolche, keine brauchen.“ Dieser Hamlet ist ein weises Kind, aber ein für unsere Welt unreifer Mann, kein Nihilist, kein Grübler, sondern ein hellsichtiger, sympathisch schlaksiger Denker. Wie dieser Hamlet erst Ophelia umfängt und liebkost, dann auf Abstand geht, später ihren schüchtern-innigen Kuss genießt und schließlich fast widerwillig das Ekel spielt, schon diese großartige Szene hat die Aufführung gelohnt. (Süddeutsche Zeitung)

Michael Lippolds Hamlet ist ein zu rüpeliger Aggression, rüdem Machogehabe oder kumpelhafter Kraftmacherei neigender Spreng-Körper, je nach dem, ob er es mit seinem Stiefvater Claudius, der schönen Ophelia oder mit seinem Freund Horatio zu tun hat. Liebesverlust und Liebeslust pur, ebenso extrovertiert wie exaltiert, und immer mit einem Fuß über dem Abgrund des (gespielten) Wahnsinns. Lippold hält diesen kraftraubenden Drahtseilakt körperlich und sprachlich konzentriert durch und demontiert genüsslich die schönsten Zuschauerhoffnungen auf einen tränenumflorten schönen Dänenprinzen. (Bayerische Staatszeitung)