HANGLAGE MEERBLICK

Von David Mammet
Regie: Elmar Goerden
Schauspielhaus Bochum
Premiere: 4. April 2009
ROLLE: JOHN WILLIAMSON

Wir befinden uns in einem Immobilienbüro. Ein Wettbewerb um die besten Verkaufs-Ergebnisse geht zu Ende. Die vier Makler haben nur noch wenige Tage, um eine gute Position auf der Wettbewerbstabelle zu erreichen. Der Sieger gewinnt einen Cadillac, der Zweite gewinnt einen Satz Steakmesser, die beiden Tabellenletzten werden gefeuert. Die Hauptsache im Wettstreit sind die Adressen (potentieller Käufer). Jeder versucht verzweifelt, die besten (gewinnversprechendsten) Adressen zu bekommen.


Schauspielhaus Bochum

PRESSE

Es wird mit hohem Tempo gespielt, der Druck, unter dem die Angestellten stehen, überträgt sich körperlich auf die Zuschauer. Und was bei einer Mamet-Aufführung in deutscher Sprache nur sehr selten gelingt, das schaffen Goerden und seine exzellenten Schauspieler: Sie treffen genau den „Mametspeak“, die charakteristische Redeweise der Figuren, die in Wiederholungen, Abschweifungen, Auslassungen, Unterbrechungen, scheinbaren Irrwegen der ausufernden Rede das Verschwiegene, Unterdrückte, Umgangene enthüllt. Aus diesem Untertext konstituieren sich eigentlich die Geschichte und der Charakter der Figuren. Ihr Unterbewusstsein spricht sozusagen direkt zum Zuschauer. Virtuose Darsteller und ein hellhöriger Regisseur sorgen in Bochum dafür, dass die scheinbare Banalität und Vulgarität des Dialogs transparent werden und der Zuschauer mit Spannung verfolgt, was da eigentlich hinter der Fassade des Business as usual gespielt wird. (Nachtkritik.de)

Es ist nicht zuletzt das Verdienst der hervorragenden Schauspieler, dass sich diese beinahe besinnungslose Hatz ums berufliche Überleben zum beklemmenden Abbild eines Konkurrenzdenkens steigert, in dem nur noch Lügen und Zynismus das Gespräch bestimmen. Ob es die miese Ratte John von Michael Lippold ist oder der eher gutmütige Shelly von Thomas Anzenhofer. Ehrlichkeit hätte selbstvernichtende Auswirkungen. (WAZ)

Fäkalsprachlich verschludert und auch äußerlich etwas abgerissen, zucken sie vor keiner Perfidie zurück, Überzeugungstäter des Mammons, Verstellungskünstler aus Verschlagenheit, die mit allen Wassern gewaschen, doch alles andere als sauber sind. (...) Thomas Anzenhofer strampelt als Shelly Levene im zu groß gewordenen türkisgrünen Zweireiher, um seine Erfolge von einst zu wiederholen, und wird dabei von John Williamson, dem so leger wie durchtrieben agierenden jungen Chef von Michael Lippold, an- und schließlich auch ausgeknockt. So verwandelt sich das Büro in ein Schlachtfeld des Konkurrenzdrucks, verdichtet zum beklemmenden Gesellschaftsbild. (FAZ)

Neid, Missgunst, Konkurrenzkampf. Großartig gespielt. Von Michael Lippold, der den so unerbitterlichen wie korrupten Chef John Williamson mit geradezu selbstverständlicher Skrupellosigkeit gibt. Extra-Provisionen, Umsatzbeteiligungen, Schwarzgeld auf die Hand: John sitzt am längeren Hebel und weiß seine Position zu nutzen. (Sonntagsnachrichten Herne)