KÖNIG LEAR

Von William Shakespeare
Regie: Elmar Goerden
Schauspielhaus Bochum
Premiere: 2. Oktober 2009
ROLLE: EDMUND

Der alternde König Lear beschließt, sein Reich unter seinen drei Töchtern aufzuteilen. Doch während Goneril und Regan ihre angebliche Liebe zum Vater mit gekünstelten Schmeicheleien beteuern, fasst Cordelia ihre Liebe zum Vater wahrhaftig in schlichte Worte. Cordelia wird verstoßen. Doch kaum ist der König seiner Ämter entkleidet, entledigen sich Goneril und Regan ihres lästigen Vaters. Dabei steht ihnen Edmund tatkräftig zur Seite, Graf Glosters unehelicher Sohn. Zusammen mit Goneril und Regan verfolgt er skrupellos seine Interessen und Ambitionen. Er betrügt seinen Vater, indem er ihn mithilfe gefälschter Briefe zu der Überzeugung bringt, sein ehelicher Sohn Edgar wolle ihn ermorden lassen. Später avanciert er zum Heerführer, um dessen Gunst sich die machtbesessenen Schwestern Regan und Goneril streiten. Er nimmt den wahnsinnig gewordenen Lear und die heimatlose Cordelia gefangen und befiehlt ihren Tod. Edgar kann seinen Bruder Edmund schließlich im finalen Duell besiegen, und obwohl der überwältigte Edmund noch versucht, Cordelia zu retten, indem er einen Boten an die Henkersknechte schickt, wird sein früherer Befehl, die Königstochter zu hängen, tatsächlich ausgeführt. – Edmund zählt im Werk Shakespeares zu den am düstersten und charismatischsten ausgestalteten Schurkenfiguren.


Schauspielhaus Bochum / BIRGIT HUPFELD, MATTHIAS HORN

PRESSE

Der Lear-Vertraute Gloster verstößt den Sohn, der ihm Gutes will, und lässt sich vom anderen, von Edmund, blenden, metaphorisch und im Wortsinn. Michael Lippold spielt den Intriganten aalglatt, pult sich die Essensreste zwischen den Zähnen hervor und hebt noch den geringsten Papierschnipsel von der Bühne auf. Damit bildet er den schlüssigsten Part dieser Inszenierung. (...) Lears Autorität besteht aus Willkür und Gefühlskälte (...), man sieht Edmund als Parallelfigur, der hier sein „Edmund war geliebt“ als dem Tod Geweihter mit vollkommener Contenance hervorbringt. (Nachtkritik.de)

Bis in alle Rollen kann sich Elmar Goerden auf ein starkes Ensemble stützen. Michael Lippold als eiskalter Bastard Edmund und Marco Massafra als sein weltfremder Bruder Edgar seien als Beispiel genannt. (Ruhr Nachrichten)

Wie sich Lear hier verzweifelt gegen die Unordnung in seinem Kopf stemmt, umso ungehinderter reifen die Psychopathen in der jüngeren Generation heran. Michael Lippold als monströser Bastard Edmund sticht da mit seiner Kälte besonders hervor. (WAZ)

Es ist kein Zufall, dass Goerden den großen Klassiker in den Kammerspielen inszeniert hat. Die Bühne ragt zudem einige Reihen ins Parkett hinein. Für ein psychologisches Bürgerdrama ist die Nähe wichtig, der Blick für die Feinheiten der Schauspieler. Michael Lippold spielt den Bastard Edmund als faszinierenden Intriganten, der skrupellos seine Chancen nutzt und eine rasante Karriere hinlegt. Sogar als ihm am Ende die Kehle durchgeschnitten wird, bewahrt er Haltung, bis der Blutverlust ihn umwirft. Leider erreichen nicht alle Schauspieler diese Intensität. (Westfalenpost)