SANFT UND GRAUSAM

Von Martin Crimp
Regie: Wilfried Minks
Schauspielhaus Bochum
Premiere: 10. Dezember 2005
ROLLE: JAMES

Der britische Erfolgsautor Martin Crimp greift auf die antike Tragödie Die Trachinierinnen zurück, in der Sophokles das letzte Kapitel der Herakles-Sage bearbeitet: die Heimkehr und den Tod des Helden. Crimps Stück Sanft und grausam ist mehr als eine bloße Neuübersetzung. Amelia, Gattin eines Generals, lebt mit ihrem Sohn James an einem Verbannungsort in der Peripherie, seit ihr Mann wegen seiner fragwürdigen Kriegsführung politisch nicht mehr tragbar ist. Da erreicht sie die Nachricht, dass der General einen entscheidenden Sieg gegen einen besonders tyrannischen Unterdrücker errungen haben soll. Für einen kurzen Moment scheint Amelias Gatte und James’ Vater rehabilitiert, doch schon werden Zweifel an der Art und Weise laut, wie dieser Sieg zustande gekommen sein soll. Und als schließlich eine junge Frau im Auftrag des Generals zu Amelia gebracht wird, erwachen auch in ihr Zweifel an der Integrität ihres Mannes und an seiner Treue. Um seine Liebe zurückzuerobern, greift sie zu einem Mittel, das ihr ein Freund vor vielen Jahren anvertraut hat. Dieses Heilmittel erweist sich jedoch als zerstörerisches Nervengift, das den General zwar nicht tötet, ihn aber in einen debilen Krüppel verwandelt. Als James seine Mutter mit den Konsequenzen ihres Tuns konfrontiert, verübt Amelia Selbstmord. Als schließlich auch noch der General in Haft genommen wird, bleibt James elternlos zurück.


Schauspielhaus Bochum / BIRGIT HUPFELD